
5-Königsstädte und südliches Marokko, eine Rundreise durch die Geschichte und Natur des Landes. Die Reise buchten wir bei sonnenklar.tv, aber man kann diese Rundfahrt durchaus auch auf eigene Faust unternehmen.
Die Stadt ist eine der fünf Königsstädte. Im Laufe ihrer Geschichte hatte die Stadt mehrere Male die Funktion einer Königsstadt.
Marrakesch wird auch als Stadt aus 1001 Nacht bezeichnet, da in der riesigen Medina das Leben immer noch in altem Rhythmus abläuft. Außerdem sind noch viele Sehenswürdigkeiten aus alten Zeiten erhalten, die ihrer Entdeckung durch die Besucher harren. Den Namen „rote Stadt“ hat Marrakesch erhalten, weil die vorherrschende Farbe der Fassaden in der Farbe der sie umgebenden Erde erstrahlt. Das ist im gleißenden Licht der Sonne wesentlich angenehmer für die Augen als das sonst so beliebte Weiß.
Sehenswürdigkeiten: Menara-Garten, durch den Parc Lalla Hasna zur Koutoubia Moschee, Bab Agnaou, Saadier-Gräber, Bahia-Palast.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Marrakesch stehen am letzten Tag der Rundreise auf dem Plan.
Die Ursprünge der Stadt Casablanca gehen zwar auf das 8. Jahrhundert zurück, aber Altes hat Casablanca nicht zu bieten. Ein schweres Erdbeben, das sogenannte „Erdbeben von Lissabon“, zerstörte 1755 die Stadt, die bis dahin schon eine wechselvolle Geschichte hatte. Der Name Casablanca stammt von den Spaniern, die sich hier im 19. Jahrhundert niederließen. Es heißt übersetzt „Weißes Haus“ und der Name ist auch heute noch Programm.
Wir besichtigten hier nur die Hassan-II.-Moschee, die sich direkt am Ufer der Casablanca Bucht erhebt. Sie wurde erst 1993 fertiggestellt und ist die fünftgrößte Moschee der Welt.
An den Strand gelangt man nur durch eines der vielen Lokale, kein freier Durchgang. In der Mitte liegt eine Art öffentliche Badeanstalt mit mehreren Pools. Es ist nicht unsere Vorstellung einer Strandpromenade. Am rechten Rand der Bucht ist der Leuchtturm durch die gischterfüllte Luft auszumachen.
Rabat ist die heutige Königsstadt und Hauptstadt Marokkos. Zuerst fuhren wir zum Königspalast, der Teil eines riesigen umzäunten Parkgeländes ist, zu dem auch diverse Ministerien gehören. Man darf nicht allzu nah heran. So schossen wir nur ein paar Bilder von Gebäude und von den Wachen. Drei verschiedene Einheiten schieben zusammen Wache vor den Toren: die Polizei, die Armee und die Palastwache.
Sehenswert ist auch das Mausoleum von Mohammed V., dem Großvater des heutigen Königs. Unter der Herrschaft Mohammed V. erreichte Marokko die Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien.
Das Mausoleum ist ein Prachtbau aus weißem Marmor, mit vier Toren auf vier Seiten, reich verziert. Vor jedem Tor steht eine Wache in traditioneller weißer Kleidung. Das Innere ist noch viel prächtiger gestaltet, mit Stuck an den Wänden, Zedernholzdecke mit kleinen Fenstern, durch die ein wenig Tageslicht fällt, bronzebeschlagenen großen Türen, und noch mehr Marmor. Auf einer umlaufenden Galerie kann man das Innere des Mausoleums auf sich wirken lassen.
Direkt vor der großen Freitreppe sollte Ende des 12. Jahrhunderts eine Große Moschee entstehen. Sie wurde jedoch nie fertiggestellt.
Unbedingt besuchen sollte man die Kasbah des Oudaia in Rabat. Hoch oben, direkt auf der Spitze zwischen Hafen und Flussmündung stehen die mächtigen Mauern einer verborgenen Altstadt. Die Kasbah wurde im 12. Jahrhundert als Wehrfestung angefangen, später um Wohnhäuser, Palast und andalusischen Garten erweitert. Heute ist sie ein Ensemble, in dem man sich der realen Welt entrückt fühlt. Eindrucksvoll sind die weißen Häuser mit ihren blauen Akzenten.
Das erste Ziel in Meknes war ein kurzer Fotostopp beim Bab el-Khemis. Das große Tor wurde im 17. Jahrhundert erbaut und führte in das Judenviertel.
Als nächstes hielten wir am Bassin Souani, einem riesigen Wasserbecken. Es sollte Teil der neuen Palaststadt sein, denn im 17. Jahrhundert verlegte der damalige Herrscher den Königssitz von Fes nach Meknes. Die Palaststadt wurde jedoch nie vollendet.
Im Zuge der Entstehung der neuen Palaststadt Meknes entstand das Bab al Mansour. Es ist das beeindruckendste Tor der Stadt und das schönste Tor Marokkos.
Gegenüber des Tores liegt der Place Lahdim, in dessen linker Flanke sich die Zugänge zum Souk befinden. Der Souk ist nicht groß, dafür sehr überraschend.
Zuersz sollte man zu einem Aussichtspunkt nahe der Meriniden-Gräber in den Hügeln im Norden von Fes fahren. Der Panoramablick über die Stadt ist überwältigend.
Gut und gerne kann man sich einen ganzen Tag lang in der mittelalterlichen Welt Fes el Bali aufhalten, die so vollkommen anders als die Welt außerhalb der alten Stadtmauer ist.
Die alte Medina von Fes besitzt vierhundert Moscheen, die meist nur zu sehen sind, wenn man direkt vor dem Eingang steht. Knapp eine halbe Million Menschen sollen in der Medina Fes el Bali auf engsten Raum wohnen und arbeiten. Wie viele genau es sind, weiß niemand.
Die Menschen leben wie eh und je von Handwerk und Handel. Jedes Handwerk besetzt ein eigenes Viertel. Der Transport der Waren erfolgt per Karren, Esel oder Muli durch die engen Gassen. Wenige Menschen besitzen einen Roller. Die Medina Fes el Bali ist wohl die älteste Medina der Welt.
Wir liefen kreuz und quer durch die Medina Fes el Bali, sahen in die kleinen Läden und Handwerksstuben und staunten über die vielen kunstvoll gestalteten Details von Türen, Vordächern oder Toren.
Unbedingt besichtigen muss man das berühmte Gerberviertel Chuwwara. Der ganze große Hof ist mit gemauerten Bottichen bedeckt. In ihnen wird gegerbt, gewaschen und gefärbt. Das fertige Leder wird dann zu Jacken, Taschen, Babuschen und vielen anderen Dingen verarbeitet.
Wir entdeckten eine alte Karawanserei, in der heute Kunsthandwerk verkauft wird. Für den Häutemarkt blieb keine Zeit, aber wahrscheinlich ist das sowieso nichts für europäische Augen. Die Medersa El Cherratine wurde im 17. Jahrhundert gebaut und bot als größte Schule ihrer Zeit Platz für 150 Schüler. Eine Weberei, die Agavenseide verarbeitet, sollte ebenso besucht werden. Wunderschöne Stoffe und Farben machen eine Auswahl schwierig.
Nach dem Besuch der Königsstädte Marokkos hatten wir die Kultur hinter uns gelassen. Nun wird die Aufmerksamkeit auf der Natur Marokkos liegen. Durch Steineichen- und Zedernwälder schlängelt sich die Straße immer höher die Berge des Hohen Atlas hinauf.
Ifrane liegt 1650m hoch und ist das Wintersportgebiet des Landes. Bei unserem Besuch lag aber nicht nur ca. 15cm hoher Schnee, sondern es regnete auch noch dazu.
Ifrane, auch Universitätsstadt oder Sommerfrische für die Einheimischen, lockt jedoch nicht nur mit seiner Landschaft, sondern auch mit seiner Architektur. Man glaubt seinen Augen nicht zu trauen oder irgendwie nach Europa gebeamt worden zu sein. Die Häuser sind im europäischen Baustil mit Satteldächern erbaut. Das kommt daher, dass die Franzosen Anfang des 20. Jahrhunderts Ifrane als Garnisonsstadt ausbauten.
Über Azrou und Rimahdite ging es nach Midelt weiter, wo eine Mittagspause eingelegt wurde. Die Stadt Midelt liegt inmitten einer Steinwüste, in der Unmengen Mineralien, versteinerte Meerestiere und sogar Meteoriten gefunden und verkauft werden.
Dreimal Berg hoch, dreimal Berg runter, dann hatten wir den Hohen Atlas überquert und es schloss sich eine weite und flache Steinwüste an, in der einzelne Berber-Siedlungen verstreut liegen. Der schönste Teil dieses Streckenabschnitts führt immer am Qued Ziz entlang. Der Fluss Ziz schlängelt sich in einem romantischen Tal durch die Landschaft. Bunte Felsformationen, Dattelpalmen und Dörfer wechseln sich ab.
Kurz vor Erfoud liegt eine Wanderdüne mitten in der Steinwüste. Nach Angabe unseres Reiseführers existiert sie erst seit 8 Jahren und wächst seitdem.
Erfoud ist eine große Oase und als „Dattelstadt“ bekannt. Eine Besichtigung der Stadt stand nicht auf dem Plan. Es bestand hier die Möglichkeit eines Ausfluges zu den Sanddünen und dem Berberdorf von Merzouga, inkl. Kamelritt in den Sonnenuntergang oder -aufgang, je nach Jahreszeit.
Auf dem Weg zwischen Erfoud und Quarzazate sind manchmal merkwürdige Erhebungen in der Landschaft zu finden, mal mehr, mal weniger viele. Bei näherer Betrachtung befinden sich in der Mitte der Erhebungen schmale, tiefe Löcher. Dies sind ehemalige Zisternen aus der Saadierzeit. Sie stammen also aus dem 16.-17. Jahrhundert und wurden noch lange instandgehalten. In Zeiten, als es mehr Wasser in der Wüste gab, wurde das Regenwasser mit Hilfe solcher Zisternen aufgefangen. Heute sind sie ausgetrocknet und verfallen.
In Tinerhir legten wir eine Pause ein, um uns auf dem Markt mit Proviant zu versorgen, welcher später für ein Picknick dienen soll. Der Markt gruppiert sich um einen kleinen Häuserblock im Zentrum der Stadt und bietet alles, was man zum Leben braucht. Die Stadt selbst scheint recht schön zu sein. Mehrgeschossige Häuser im Berberstil, die Fassaden besitzen den typischen roten oder braunen Ton der marokkanischen Erde, dominieren das Stadtbild.
In Tinerhir bog der Bus für einen Abstecher nach Norden ab, immer am Qued Todra entlang. Zuerst ist das Tal eine weite Flussoase, aber mit jedem Kilometer weiter nach Norden verengt sich das Tal. Oberhalb des Ortes Ait Snan hat man einen tollen Blick über die südlichen Ausläufer des Hohen Atlas, die Flussoase und den Ort.
Immer weiter schlängelt sich die Straße durch das Qued Todra, stetig an Höhe gewinnend. Einige Kilometer weiter setzte uns der Bus vor dem Eingang zur Todra-Schlucht ab. Die Felswände steigen senkrecht 300m in die Höhe, die Talsohle liegt auf ca. 1400m über dem Meer. Vor dem Eingang in die Schlucht laden Cafés und kleine Restaurants zur Einkehr ein.
Nach der Stärkung starteten wir unseren Spaziergang ein Stück weit in die enge Schlucht hinein. Die Felswände stehen so eng, dass kaum ein Sonnenstrahl den Boden erreicht. Die allgegenwärtigen Straßenverkäufer stürzen sich auf jeden, der in die Schlucht kommt, aber ein paar hundert Meter weiter kann man sich ganz auf die Schönheit der Todra-Schlucht konzentrieren. Es ist ein unglaublich schönes Stück Land in Marokko.
Nun ging die Fahrt nach Quarzazate weiter, fast immer mit dem Blick zu den verschneiten Gipfeln des Hohen Atlas. Der Himmel war endlich wolkenlos und blau. Bei Boumalne Dadès trafen wir auf das Qued Dades, dem wir mehr oder weniger nah bis nach Quarzazate folgten.
Quarzazate ist das Hollywood Marokkos. Vieles ist nur Schein statt Sein, aus Pappmaschee statt Stein. Zuerst besichtigten wir die Kasbah de Taourirt, am östlichen Stadtrand. Sie ist kein Schein, sondern eine der eindrucksvollsten Kasbahs, die zu besichtigen sind. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und ist bis heute bewohnt. Ein Teil der Wohnburg kann besichtigt werden. Endlich durften wir uns solch eine Kasbah von innen ansehen.
Quarzazate war eine alte Karawanenstadt, heute ist Quarzazate eine Filmstadt. Mehrere Filmsets sind rund um die Stadt verteilt.
30 Kilometer in Richtung Marrakesch befindet sich die Kasbah Ben-Haddou. Niemand weiß, seit wann es diese Kasbah gibt. Sie ist zwar immer noch teilweise bewohnt, aber eigentlich dient sie nur noch als berühmte Filmkulisse. Nachdem Touristenströme den Verfall der Lehmstadt immer mehr beschleunigten, ist eine Besichtigung heute nicht mehr möglich. Man kann die Kasbah Ben-Haddou nur noch aus der Entfernung betrachten.
Um nach Marrakesch zu gelangen, mussten wir ein weiteres Mal den Hohen Atlas in vielen Kurven überqueren. Diesmal ging die Fahrt über den verschneiten Paß „Col du Tichka“, der auf einer Höhe von 2260m liegt.
Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, fuhr uns der Bus zur Medina von Marrakesch. Ihr galt am heutigen Nachmittag unsere ganze Aufmerksamkeit. Wir schlenderten durch das Färberviertel, bewunderten die wunderschönen Kleider aus 1001 Nacht, das glänzende Angebot der Teekannenverkäufer und vieles mehr. Nach dem Besuch einer Apotheke, in der uns Heilkräuter und Gewürze sowie Arganöl vorgestellt wurden, kamen wir zum Höhepunkt der Reise, dem Jemaa el Fna, oder auch Gauklerplatz oder Platz der Geköpften.
Als wir auf dem Platz eintrafen, waren die Garküchen schon aufgebaut. Zuerst löschten wir unseren Durst mit frisch gepresstem Orangensaft, dann aßen wir ein Schüsselchen Schnecken. Das Highlight war jedoch der halbe Schafskopf, den wir probierten. Wir dachten, dass wir die Hälfte eines der ausliegenden Schafsköpfe auf den Teller bekämen, aber so ist es nicht. Die Köpfe werden in großen Kesseln gegart und der Verkäufer löst dann alles essbare vom Schädel, um es kleingeschnitten zu servieren. So landen Hirn, Zunge, Backen und Ohren auf dem Teller. Die Augen werden vorher entfernt und nicht mit serviert.
Uns blieb viel Zeit, um das abendliche Treiben auf dem Jemaa el Fna zu erleben. Noch nach Jahrhunderten hat der Platz nichts von seiner Faszination verloren. Noch immer kommen Unmengen von Einheimischen und Touristen, um den Geschichtenerzählern zu lauschen, den Schlangenbeschwörern und verschiedenen Künstlern zu folgen oder sich mit allerlei Hausmittelchen einzudecken. Die rot gekleideten Wasserträger verdienen sich ihr Geld heute eher als Fotomotive. Nach eineinhalb Stunden inmitten verschiedener Musikrichtungen, der Gerüche und Tätigkeiten, die auf einen einströmen, wird die Wahrnehmung ganz schön auf die Probe gestellt.
Das Abendessen nahmen wir im Dar es-Salam ein. Das ist ein altes und berühmtes, sehr prächtiges Restaurant. 1956 drehte Alfred Hitchcock in diesen Räumen seinen Film „Der Mann, der zu viel wusste“. Das marokkanische Essen ist sehr gut. Den Abend beschloss eine orientalische Folkloreshow.
Damit endete die Große Marokko-Rundreise, die eine schöne Möglichkeit bietet, die verschiedenen Fassetten Marokkos kennenzulernen. Geschichte und Natur lassen sich dabei gut verbinden.